Euer
Leben spielt sich in euren
Gedanken ab. Eure Gedanken hängen von
Emotionen ab.
Habt Ihr Eure Emotionen im Griff, habt Ihr Euer Leben und vor allem Eure
Projekte im Griff.
Zum Thema
In
Emotional Intelligence* erklärt Daniel Goleman, welche Rolle die emotionale Intelligenz im Leben spielt, sogar welche chemischen Prozesse im Hintergrund unserer Reaktionen liegen.
Die Entwicklung der EI ist für das
Architekturstudium zum Beispiel für folgende Punkte relevant:
Wieviel
Zeit, Nerven, Geduld gehen verloren, weil die Emotionen einem einen Strich durch die Rechnung machen und den Verstand entführen?
Oft wird sachliche Kritik am Projekt persönlich genommen und abgelehnt, anstatt sie zu verinnerlichen, die eigenen Konzepte zu hinterfragen und daraus zu lernen.
Die 5 Aspekte Emotionaler Intelligenz gemäss Daniel Goleman
Selbstbewusstsein
Die eigenen Emotionen erkennen, wenn sie entstehen. Das eigene Empfinden beobachten und hinterfragen können, bevor man in Wut ausbricht und es später bereut.
Emotionsmanagement
Auf unser Ärger und unsere negative Stimmung reagieren.
Diese analysieren, ordnen und wieder zu sich finden.
Selbstmotivation
Sich motivieren, unangenehme Momente durchzustehen und Leistung erbringen, um seine Ziele zu erreichen.
Kurzfristige Gratifikationen und Ablenkungen aufschieben.
Empathie
Die Emotionen der Mitmenschen erkennen, wenn sie entstehen. Zuhören um zuzuhören nicht um sofort zu antworten.
Somit können Konflikte frühzeitig erkannt und vermieden werden.
Beziehungsmanagement
Die Emotionen anderer beeinflussen und steuern können, um Konflikte zu lösen und das gemeinsame Ziel zu erreichen.
Dies ist die höchste Stufe. Geht behutsam damit um, wenn ihr sie erreicht hat.
Emotional Intelligence 2.0
Im kleineren und praktischeren Buch
Emotional Intelligence 2.0 von Travis Bradberry & Jean Greaves* wird die EI in 4 Skills aufgeteilt.

Selbstbewusstsein, Selbstmanagement, Soziales Bewusstsein, Beziehungsmanagement
In der Publikation
Die Führungskompetenzen des Architekten kommen auch zuerst die
Selbstkompetenz, dann
Sozialkompetenz und erst zum Schluss die
Methodenkompetenz.
Persönliche Entwicklung
Goleman schreibt viel darüber, wie die
Erziehung im Kindesalter am meisten die Emotionale Intelligenz “programmiert” und über Jahre hinweg beeinflusst.
“Was interessiert mich denn Kindererziehung?
Ich studiere ja Architektur!”
Hören wir überhaupt jemals auf, Kinder zu sein?
Sind wir schon erwachsen, wenn wir vom Elternhaus ausziehen?
Wir sind heute nur grössere
Kinder, die teurere Spielzeuge besitzen aber immer noch die gleiche Menge an
Aufmerksamkeit wollen. Wenn wir diese Aufmerksamkeit nicht bekommen, sind wir frustriert und beginnen zu
jammern.
Nach dem Auszug aus dem Elternhaus geht die Erziehung weiter. Nur sind wir jetzt selbst dafür
verantwortlich.
Wir sollten
nie aufhören zu lernen und zu wachsen, die Aufgaben zu machen aber auch mit Freunden zu spielen.
Wir haben die
Erwartung, dass wir so um 30 erwachsen sind und unsere Weltanschauung die richtige ist.
Dann ärgern wir uns,
wenn’s nicht so läuft wie wir wollen und unsere Mitmenschen nicht genau das machen, was wir von ihnen
erwarten. Ist das nicht kindisch?
Die Wahrheit ist:
Wir werden nie genug erwachsen und reif sein.
Wir sollten uns das Leben lang selbst erziehen und dazu lernen.
Die Prinzipien, die Goleman für die Kindererziehung vorschlägt, können genauso gut bei Erwachsenen angewendet werden.
Entführung
Emotionale Intelligenz verhindert, dass starke
Emotionen unsere Gedanken entführen und wir diese nicht kontrollieren, wichtiges übersehen und falsche
Entscheidungen treffen.
Es geht aber nicht darum, Emotionen zu unterdrücken und sich selbst auszuschalten.
Es geht darum uns unserer
Impulse bewusst zu werden und zu kontrollieren.
Ähnliche Themen findet ihr auch bei
Dale Carnegie’s How to win Friends and Influence People.
Meistens geht es in einer Diskussion gar nicht um das Problem selbst, sondern um
unbefriedigte Bedürfnisse, Vernachlässigung, lange Zeit angestaute Wut, fehlende Anerkennung oder schlicht ein schlechter Tag des Gegenübers.
Nichts Neues
In diesen Büchern steht nichts Neues. Dale Carnegie’s Werk erschien schon im 1939.
Jedoch
vernachlässigen wir diese wichtigen Themen, setzen alles auf die Fachkompetenz und der Rest “kommt mit der
Erfahrung”.
Wieso die Erfahrung alleine nicht ausreicht, wird in der Publikation
Die Führungskompetenzen des Architekten beschrieben.
Emotionale Intelligenz im Berufsalltag
Planungsprozesse werden selten nur vom Gebäude, Kontext, Entwurf, Technologie beeinflusst. Emotionen sind immer dabei. Wie zum Beispiel folgende:
Emotionen der Bauherrschaft
Unsicherheit, das hart erarbeitete Geld in einem Gebäude zu investieren.
Ärger, wenn die Kosten steigen oder das Projekt nicht bewilligt wird.
Freude, wenn alles richtig läuft, die Kosten nicht überschritten werden und die geplante Rendite erreicht wird.
Enttäuschung, wenn der Planer die eigenen Ideen ständig hinterfragt und alles anders planen will.
Freude, wenn der Planer bessere Ideen bringt und Ordnung schafft.
Emotionen eines Büroinhabers
Unsicherheit, wenn in Infrastruktur, Mitarbeiter und Weiterbildung investiert wird.
Enttäuschung wenn keines der unzähligen Wettbewerbe die erhofften Resultate bringen.
Freude an gelungenen Projekten, die Folgeaufträge generieren.
Emotionen eines Angestellten
Enttäuschung und
Ärger, dass der Inhalt aus dem Architekturstudium in der Berufspraxis wenig bringt.
Fehlende Anerkennung der eigenen Entwürfe.
Druck wegen ständiger Kritik erfahrener Mitarbeitern.
Ärger wegen wenigen Tagen Vaterschaftsurlaub.
Freude, wenn man im Entwurf frei ist und Ideen Akzeptiert werden.
Rausch, wenn ein Wettbewerb gewonnen wird.
Von BIM zu BEM
Allmählich steigen alle Planungsunternehmen auf das
BIM um,
Building Information Modelling. Das kann vom bürointernen
CLOSED LITTLE BIM gehen bis zum interdisziplinären
OPEN BIG BIM.
Jedenfalls wird nicht mehr nacheinander geplant und gezeichnet und Pläne hin und her geschickt
, die jeder in seinem eigenen Bereich bearbeitet.
Sobald die Entwurfsidee steht wird zusammen ein
Gebäudemodell konstruiert, in ausgeprägten Fällen sogar
simultan.
Dabei werden
Planungsfehler jedes einzelnen von Anfang an für alle sichtbar und in der ganzen Gruppe besprochen.
Fehlt E.I. so fehlt eine offene Fehlerkultur. Die Folgen sind Vorwürfe, Opposition, Streit,
Gejammer und am Ende Zeitverschwendung.
Ist Emotionale Intelligenz vorhanden so werden Fehler und Kritik akzeptiert und Unterstützung angeboten.
Bevor
BIM angewendet wird, muss die Methode zuerst im Büro
implementiert werden. Erfahrene und spezialisierte Bauleute müssen jetzt wieder “studieren” und neue CAD Programme und Planungsabläufe lernen. Vor allem sind es viel jüngere Mitarbeiter, die Ihnen nun sagen, wie sie Ihre Pläne zu zeichnen haben.
Junge Leute denken hingegen, dass man in kurzer Zeit von der 2D-Planung über die 3D-Planung bis zur BIM Planung wechseln sollte.
Fehlt die E.I. so fehlen auf beiden Seiten Geduld und Motivation. Es folgen Verweigerung, Streit und Kündigung.
Ist E.I. vorhanden so herrschen Geduld und gegenseitiges Verständis.
Damit BIM gelingt, braucht es
BEM
Builders Emotions Modelling
—
Ein Erfahrungsbeispiel
Auf der Baustelle stehen die Handwerker herum und arbeiten nicht, weil sie wegen einem “
Fehler” in einem anscheinend “falschen” Plan unsicher sind, wie gewisse Elemente montiert werden sollten.
Genau in diesem Moment schaut der
Bauherr vorbei, sieht dass die Baustelle “nicht läuft” und die Handwerker mit falschen Plänen arbeiten.
Verärgert ruft er im Planungsbüro an, macht dem Architekten Vorwürfe und verlangt, dass dieser sofort mit den richtigen Plänen auf die Baustelle auftaucht und alle
Probleme löst.
Einmal mit den “richtigen” Plänen auf der Baustelle aufgetaucht wird der Architekt nicht einmal begrüsst, der Bauherr wirft die “falschen” Pläne zu Boden und geht weg.
Mögliche Reaktion ohne EI
Sich für die Vorwürfe und die fehlende Begrüssung ärgern, sich versuchen zu
rechtfertigen und die
Konfrontation suchen.
Über die Handwerker, den Bauherren und den vermeintlichen eigenen Fehler anfangen zu
jammern:
“Er kann mich doch nicht so angreifen!”
“Was denkt er sich, einfach so meine Pläne runter zu reissen?!”
“Wieso muss ich mir Vorwürfe gefallen lassen von Leuten, die keine Ahnung von Architektur und vom Bauen haben?”
Noch schlimmer:
“Wieso mache ich immer alles falsch? Wieso habe ich die Handwerker nicht im Griff? Wieso verärgere ich den Bauherren? Ich bin unfähig! Wieso habe ich überhaupt Architektur studiert?!”
Mögliche Reaktion mit EI
Ruhe bewahren vom Anruf des Bauherren bis zur Problemlösung.
Ärger und Enttäuschung kann man nicht einfach so ausschalten. Wir sind auch keine Maschinen.
In diesem Moment gibt es aber ein
konkretes Problem auf der Baustelle zu lösen und nichts anderes;
weder die Interpretation der Fehler durch die Beteiligten noch deren Launen, unabhängig davon ob der Plan wirklich falsch war oder nicht.
Wo, wie und wann sollen denn Ärger und Enttäuschung
verarbeitet werden?
Solche Probleme müsst Ihr nicht sofort, mit Impuls und Instinkt lösen.
Ihr könnt auch darüber schlafen und es am nächsten Tag angehen, indem Ihr das Gespräche mit erfahrenen Projektleitern sucht.
—
Zeitmanagement
Emotionale Intelligenz hätte ein Teil in unserer Beitragsreihe
Zeitmanagement im Architekturstudium sein können. Zum Beispiel wird eine Kritik am Projekt persönlich genommen und Enttäuschung angestaut. Man gerät in die
Jammerfalle und sieht sich in der Opferrolle.
Mit solchen Reaktionen geht viel Zeit verloren. Stattdessen empfehlen wir Euch für Kritik offen zu sein und Euch darauf vorzubereiten.
Keine Architekten sondern Mitmenschen
Nach dem Studium werdet Ihr nicht nur Architekten sein, sondern vor allem
Mitmenschen im Planungsprozess, die mit anderen Menschen die Wünsche eines Kunden erfüllen.
Soll man gerne mit Euch planen und bauen wollen und mit
Vorfreude an die Sitzung kommen?
Oder soll man sich auf
jammernde Mitmenschen gefasst machen, die alles persönlich nehmen, sich rechtfertigen und die Konfrontation suchen?
Den Arbeitgeber, dem Bauherren, dem Bauamt, Fachplanern, Unternehmer, Handwerker werden eure Noten und Renderings
egal sein.
Der Entwurf ist ein kleiner Teil im Bauprozess.
Das Meiste besteht aus
Kommunikation und
Informationsaustausch unter Projektbeteiligten, Führung und Moderation von Teams, kurz:
zwischenmenschliche Beziehungen.
—
Kollektive EI
Versucht im Studium in eurer Koje oder in eurem Team die
gemeinsam Emotionale Intelligenz zu definieren und zu entwickeln. Organisiert regelmässige
EI Sitzungen, sprecht über Euer Verhalten und gebt Euch
Feedback.
Nehmt die Erfahrung und Erkenntnisse der
kollektiven EI mit ins Berufsleben. Wir werden Euch dafür dankbar sein!
—
Vorarbeit durch Ausgeglichenheit
Durch
Ausgeglichenheit und
Fitness könnt Ihr Eure
EI besser beherrschen, und umgekehrt.
Was unternehmt ihr für Eure Ausgeglichenheit und die Fitness?
Plant Ihr die Aktivitäten nebst dem Studium
vor dem Semesterstart?
Oder
übergibt ihr Euer Leben dem Entwurfsprojekt?
“Was machen denn die bigi’s für Ihre Ausgeglichenheit und Fitness?”
Gi macht Yoga für die Ausgeglichenheit und Crossfitt für die Fitness.
Bi gelingt beides durch Velotouren in der Natur.
“Haben die bigi’s Zeit dafür?”
Nein, sie nehmen sich die Zeit!
—
Hilfreich ist auch dieser Beitrag von
Ingrid Gerstbach
—
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—
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